Innere Stabilität

Wir definieren innere Stabilität als „sich seiner Selbst bewusst zu sein“ und „aus sich selbst heraus für sich und das eigene Handeln Verantwortung zu übernehmen“. Sie entsteht durch intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und ist einerseits eine Voraussetzung, andererseits eine Folge des achtsamen Umgangs mit der eigenen Person.

Für uns ist innere Stabilität die Grundvoraussetzung, sich konstruktiv mit dem Außen, also dem Kontakt zu und mit den Umwelten, zu beschäftigen. Angeregt durch äußere Impulse, gilt es sie immer wieder neu „zu justieren“. Innere Stabilität sehen wir daher nicht als Zustand, den man hat oder nicht, sondern als einen (lebenslangen) Prozess, der die stete Anpassung an die sich ändernden Rahmenbedingungen braucht und ermöglicht. Teil dieser Anpassung ist häufig ein Loslassen.

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Mit dem Begriff „Stabilität“ wird oft etwas Starres und Festes verbunden. Unser Verständnis ist eher aus einer weiteren Bedeutung von Stabilität abgeleitet, nämlich der Standfestigkeit. Standfestigkeit entsteht selten durch Starre, sondern vielmehr durch permanente Anpassung an die Umgebung innerhalb der eigenen Möglichkeiten. Stabilität braucht Wurzeln. Unter anderem in klassischen chinesischen Texten findet sich als Beispiel der Weidenbaum, der ein starkes Wurzelwerk, einen stabilen Stamm und flexible Äste hat.

Unter dem Begriff der inneren Stabilität verstehen wir in diesem Sinne die Fähigkeit der flexiblen Anpassung an die sich ändernde (subjektive) Realität im Innen, also bei sich selbst, und im Außen, also den Umwelten.

Sie ist damit nach unserer Definition kein Zustand, sondern sie entsteht im Rahmen eines dynamischen Prozesses des Beobachtens und Spürens, an das sich unser Handeln anschließt, welches wiederum eine Bewertung voraussetzt.

In diesem Prozess ist ein sukzessives Loslassen gewohnter Verhaltensmuster ein Kernaspekt, ohne den eigentlichen inneren Halt zu verlieren. Hierbei gilt es zwischen gewohnten, jedoch unwesentlichen und gewohnten, jedoch wesentlichen Mustern zu unterscheiden. Diese Unterscheidung zu erkennen und zu treffen, ist unserer Meinung nach durch eine Abwendung von den unwesentlichen Dingen in Richtung einer Zuwendung zum Wesentlichen in seiner Wortbedeutung des inneren Wesens „einfacher“ zu bewältigen.

Für unser Handeln, das in uns und durch uns selbst entsteht, können nur wir Verantwortung übernehmen, also nicht anderen die Verantwortung oder sogar Schuld zuweisen – das ist gelebte Selbstverantwortung.

Zusammenfassend basiert innere Stabilität auf einer hohen (inneren) Beweglichkeit. Um diese Beweglichkeit in mir zu erzeugen und zu halten, braucht es ein (nicht statisches) Wissen um die eigene Person. Dieses Wissen beinhaltet das (An-(Er-))Kennen der eigenen Möglichkeiten und Grenzen. Dieses Kennenlernen der eigenen Person erfordert Achtsamkeit und (bewertungslangsames) Wahrnehmen eben dieser eigenen Person und ihrer Anliegen.