Ungewissheit und Veränderung

Zunehmend bestimmt Komplexität das Leben, ständige Veränderung ist unser Begleiter, Change-Prozesse bilden häufig einen Schwerpunkt in der Arbeit von Unternehmen. Wir fühlen uns zunehmend verunsichert, unser fundamentales Bedürfnis nach Sicherheit ist mit einer auf Planung und Steuerung ausgerichteten Herangehensweise nicht mehr hinreichend zu erfüllen. Es braucht weiterführende Ansätze, in uns ein Gefühl der Sicherheit zu erzeugen und damit handlungsfähig zu bleiben.

Ein solcher Ansatz ist, die aktuellen Erfordernisse in einer Situation - basierend auf einer inneren Stabilität - zu erspüren und das Handeln situativ daran anpassen. Dies erfordert Flexibilität im Anpassen an das „was gerade geschieht“ und ist damit Sicherheit im und als Prozess. Diese Flexibilität in innerer Stabilität ist erlernbar - dies im Prozess zu begreifen, liegt in unserem Körper.

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In Wirtschaft und Gesellschaft stoßen jahrelang erfolgreich praktizierte Verfahren der systematischen Planung und Steuerung an ihre Grenzen. Das Bestreben der zunehmenden Komplexität und der erforderlichen Variabilität „Herr zu werden – zu kontrollieren - beherrschbar zu machen“ geht oft über ein Noch-Mehr an Zahlenwerken und Informationen.

Dieses Mehr an Zahlen und die uns zur Er- und Verarbeitung dessen zur Verfügung stehende Technik tragen aber nicht per se zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl bei, sondern führen oft zu einer Überforderung - auch und vor allem innerhalb der eigenen Leistungsansprüche. Diese (subjektive) Überforderung und der damit zunehmende Kontroll- sowie unter Umständen Sinnverlust werden immer offensichtlicher – sie zeigen sich u.a. in einer steigenden Zahl an Burn-Outs.

Ungewissheit entsteht bzw. oder –treffender – wird erkannt.

Im Beratermarkt zeigen sich für den Umgang mit Ungewissheit zwei Ansätze**, die beide das Ziel haben, Sicherheit bei gleichbleibender Ungewissheit zu erzeugen:

  • Erzeugen von Sicherheit durch Modellbildung: Der Verlauf der Dinge folgt einem beschreibbaren Modell, das auf ungewisse Situationen anwendbar ist.
  • Erzeugen von Sicherheit aus sich selbst (“von innen heraus“): Die grundlegende Idee ist, sich selbst zu (er)kennen und zu akzeptieren und aus dieser Kenntnis heraus die Umwelt so anzuerkennen, wie sie ist und mit ihr in einen guten Kontakt zu kommen. Hierfür werden häufig Synonyme wie „Selbstvertrauen und -bewusstsein“ (im Kern des Wortes) sowie „innere Stabilität“ genutzt.“ **

Im zweiten Ansatz sind die folgenden Punkte wichtige Voraussetzungen, im „Ungewissen“ zu bestehen:

  • Eigene Präsens durch Selbsterkenntnis und Stabilität,
  • Den anderen wahrnehmen und im Kontakt sein,
  • Fehler als Lernchance zu begreifen,
  • Ungewissheit nicht (ab-)werten, sondern akzeptieren und als Chance begreifen.

Basierend auf systemischem Denken und den Prinzipien der Kampf- und Bewegungskünste folgen wir den Ideen des zweiten Ansatzes.


* Eine „gute Planung“ kann zwar einen Rahmen setzen und ist in diesem Sinne auch wichtig, sie ist jedoch nicht Garant für das Eintreten unserer Absichten.
** s. Studie Umgang mit Ungewissheit in Projekten, Expertise für die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement von Böhle, Heidling, Neumer, Kuhlmey, Winnig, Trobisch, Kraft, Denisow