Was bedeutet Leistung?

Im Zeitalter der Industrialisierung war es relativ einfach, Leistung zu messen. Die Erhöhung der Stückzahlen in der Produktion entsprach einer Steigerung der Leistung. Ging dies einher mit einer Reduzierung des Personals, konnte man berechtigterweise von einer weiteren Leistungssteigerung sprechen. Bis heute halten sich Aspekte solcher Gedanken, obwohl wir uns doch als Wissensgesellschaft verstehen.

Heutzutage zeigt sich in zunehmendem Maße ein neuer Leistungsbegriff. Leistung wird auch daran bemessen, wie nachhaltig die damit erzeugten Ergebnisse sind und wie schonend und achtsam mit den eingesetzten Ressourcen umgegangen wird. Damit einher geht eine (Rück-)Besinnung auf Natur, persönliche Werte und die Entwicklung der in uns steckenden Potentiale. Zugang zu dieser Form von Leistung ist für den Menschen nur in seiner Ganzheit möglich - mittels Körper und Verstand.

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Der alte Leistungsbegriff basiert in seinen Grundfesten auf dem Homo Oeconomicus. In der Öffentlichkeit wird in den letzten Jahren von der wissenschaftlichen Forschung die dem zugrundeliegende Hypothese vom Menschen als rein rationales Wesen in Frage gestellt und das Spüren und Fühlen, verbunden mit Emotionen, stärker in den Fokus des menschlichen Handelns und Entscheidens gestellt.* Damit einhergeht, dass wir auch im westlichen Kulturkreis den Körper als unsere eigentliche Ressource wiederentdecke, denn Gespür und Emotionen werden im Körper verortet.

Unterstützt von neurobiologischen Untersuchungen** wird Achtsamkeit und Meditation in seiner positiven Auswirkung auf Leistung zunehmend anerkannt und die Sinnfrage*** tritt an die Stelle der wirtschaftlichen Rationalität des Homo Oeconomicus. Verantwortung für sich selbst und damit auch die eigene Leistung(-sfähigkeit) zu übernehmen, tritt an die Stelle der Abgabe dieser Verantwortung an die Umwelt und insbesondere Autoritäten, wie z.B. an Führungskräfte.

In diesem Zusammenhang bekommt auch der Leistungsbegriff eine neue Definition. Leistung soll etwas sein, das langfristig und nachhaltig zu erbringen ist. Dies ist nur dann machbar, wenn man mit sich selbst und anderen achtsam umgeht und dabei auch die individuell unterschiedlichen Grenzen der körperlichen und geistigen Belastbarkeit ausreichend Berücksichtigung finden. Und dies ist dann möglich, wenn wir den Kern des menschlichen Seins erfüllen und dieser besteht nach Ansicht vieler Neurobiologen im sozialen Miteinander und in persönlicher Entwicklung. Damit tritt individuelles und organisationales Lernen als wesentlicher Motivator in den Vordergrund, finanzielle Anreizsysteme verlieren an (ausschließlicher) Wichtigkeit****. Gespür und Intuition ergänzen und vervollständigen kognitiv orientiertes Arbeiten, Verstand und Körper sind gleichwertig. Innere Stabilität des Einzelnen und der Organisation ergänzt planungsgetriebenes Vorgehen und macht Planung so zu einem flexiblen Werkzeug. Der Leistungsbegriff kann sich so zu etwas entwickeln, dass sich an geforderten Qualitätskriterien und Machbarkeiten orientiert und damit zusätzlich zu den zu erreichenden Zielen auch den Menschen als Ganzheit in den Fokus nimmt.


* z.B. Gerd Gigerenzer, Bauchentscheidungen, Goldmann
** z.B. Matthieu Ricard, Wolf Singer, Hinforschung und Meditation, Suhrcamp
*** z.B. Hrsg. G.Hüther, W. Roth, M.v. Brück, Damit das Denken Sinn bekommt, Herder
**** Aus Wikipedia, Generation Y (de.wikipedia.org/wiki/Generation_Y): „Anstelle von Status und Prestige rückten die Freude an der Arbeit sowie die Sinnsuche ins Zentrum. Mehr Freiräume, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, sowie mehr Zeit für Familie und Freizeit sind zentrale Forderungen der Generation Y (...).“